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Im Freibad

Eindrücke vom Sommer

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Erschöpfung. Schweiß. Drückende Wärme. Mein Kopf dröhnt. So wie die Vögel vor meinem Fenster zwitschern, muss es wohl kurz vor 6:00 Uhr morgens sein. Blick aufs Handy: 05:48 Uhr. Alles schläft im Garten, nur meine gefiederten Freunde kennen mich - die auch schon früher mit Vogel. Hand auf die Hüfte, Teresa, das wird heute kein Morgenlauf. Wo wird es mit mir noch hingehen? Der Bikini von gestern hängt noch auf der Wäscheleine. Das Gras ist kalt, die Wiese ist nass. Die Eltern schlafen, der Papa schnarcht. Das Oberteil hat blau-weiße Streifen, die Bikini-Hose ist knallpink. Die Pfingstrosen von meiner Oma haben genau die gleiche Farbe. Zumindest eine Wurzel davon werde ich einmal ausgraben und später in meinen eigenen Garten pflanzen. Auch ohne rosa Blume, werde ich für immer jeden Tag an Dich denken.


Wie schnell kannst Du diese Kurve fahren, ohne fliegen? Ich habe sie gekratzt, sagt mein Audi und lacht über die 100 km/h Geschwindigkeitsbeschränkung. Sonntag morgen um 6:15 Uhr im Dorf und die Baustellenampel verbietet mir die Weiterfahrt. Warmer Wind umspielt mein Gesicht als ich die prallroten Kirschen über mir entdecke. Die Bäume und Sträucher, sie erstrahlen in saftigem grün. Die Ampel sehe ich endlich nur mehr im Rückspiegel. Grün ist eine schöne Farbe. Mit Weitsicht und ohne Blicke im Rücken drehe ich die Musik leiser. COBRAH am frühen Morgen bereitet den meisten Menschen Kummer und Sorgen.


Als ob hinter der Gittertür die Freiheit schwimmt. Ich bin auf der falschen Seite, das Ufer ist in Sicht. Zwei Klimmzüge kann ich, drei Klimmzüge will ich, keinen brauch ich. Um die Ecke gedacht, dem Kopf nach, Brombeerdornen im Bauch, Zaun im Rücken und ich bin drin. Ich bin stolz, ich habe den Verstand diesmal gewinnen lassen. Keine Süßigkeiten vor dem Mittagessen. Mein Magen knurrt laut. Ich bin alleine hier. Fuchs und Hase sagen sich gute Nacht, mein Tag kann starten.


Das Wasser glitzert. Das Becken wurde mit türkis schimmernden Glasfliesen ausgekleidet. Nackt schwimmen wäre die purste Besitzstörung in diesem Milieu. Erregung öffentlichen Ärgernisses, weil Exhibitionistin. Abgewiesen! Meine Beine baumeln über dem Wasser. Die glitzernde Schwimmhaube sitzt. Die Brille ist dunkelsilber verspiegelt. Erhaben fühle ich mich, als ich aufstehe, meine Stimmung ist angehoben. Ich tauche mit dem Kopf voran in den Pool ein.


Alles wird ruhig. In mir ist alles still. Leise beschleicht mich das Gefühl, ich weiß, wo ich zuhause bin. Ein Seepferdchen, ein Delfin, ein Orca, eine Regenbogenforelle? Reinkarnation ist nicht Bestandteil christlicher Lehre. Wasser, du bist mir am nächsten, die Liebe zu dir ist unendlich weit, wie der Ozean. Mein Herz geht auf. Es ist kalt im Wasserbecken. Das schönste im Sommer. Hier bin ich wirklich hübsch, die Schwimmhaube zwickt. 25 m sind zu kurz, kein Pool der Welt hält mich lang genug in seinem Bann. Ich tauche auf. Die oberflächliche Welt bricht über mir herein. Immer schon war ich ausgebrochen. Ich schaue auf die Uhr, mein Blick weitet sich erschrocken, 8:00 Uhr, der Schwimmbadinhaber hat mich entdeckt.

Wir können einander sehen. Er lächelt echt und stellt weiter die Liegebetten auf.

 
 
 

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